Dendrochronologie

Dendrochronologie (griech. dendros = Holz, chronos = Zeit, logos = Lehre) ist mehr als nur eine Methode zur Altersbestimmung von Holz.

Bäume wachsen nicht nur in die Höhe, ihre Stämme und Äste werden auch dicker. Zu Beginn eines Jahres setzt mit dem Steigen der Temperatur die Bildung von hellerem Frühholz ein, gegen Ende des Jahres entsteht das dunklere Spätholz. Mit dem Einsetzen des Winters hört das Wachstum auf. Die Vegetationsperiode endet und ein neuer Jahresring ist entstanden.

Jahresringe aus Vegetationsperioden mit guten Umweltbedingungen sind breiter als solche aus Jahren mit schlechten klimatischen Verhältnissen. Deshalb weisen artgleiche Bäume, die in derselben Region wachsen, ähnliche Muster von schmalen und breiten Jahresringen auf.

Der Vergleich dieser Muster ermöglicht es, zu verschiedenen Zeiten verwendetes Holz derselben Baumart zeitlich einzuordnen. Ausgehend von Hölzern der Neuzeit mit bekanntem Schlagdatum, lassen sich Jahrringkalender erstellen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen.

Durch den Vergleich der Muster vieler artgleicher Bäume entsteht eine Jahrringchronologie. Diese kann aufgrund der sich überlappenden Lebenszeiten der Bäume viele Jahrtausende abdecken. So reicht beispielsweise die mitteleuropäische Eichenchronologie 10’000 Jahre in die Vergangenheit zurück.

Garten der Lüste; um 1500. Ausschnitt aus einem Tryptichon von Hieronimus Bosch (*um 1450 – 1516). Öl auf Holz, 220 x 389 cm. Museo del Prado, Madrid.

In den Naturwissenschaften ermöglicht die Dendrochronologie Rückschlüsse auf das Wirken von Umwelteinflüssen in Einjahres-Auflösung, dient in der Klimaforschung unter anderem zum Aufbau von Klimaarchiven.

In der Bauforschung und Denkmalpflege lassen sich anhand verbauter Hölzer die Bauzeiten von Gebäuden sehr genau ermitteln.

In der Kunstgeschichte wird die Methode zum Beispiel bei Untersuchungen der Tafelmalerei des Spätmittelalters eingesetzt.

Für die Archäologie ist die Dendrochronologie zu einem unverzichtbaren Arbeitsinstrument geworden: Sie verhilft zu Erkenntnissen in Fragen der Baugeschichte, Siedlungsdynamik, Waldnutzung und Klimageschichte.

Die Dendrochronologie geht auf den US-amerikanischen Astronomen Andrew Ellicot Douglass (1867-1962) zurück. Er entnahm Bäumen systematisch Holzproben und verglich die Dicke der Jahresringe, um Informationen über eine vermutete Beziehung zwischen Wachstum und Sonnenanktivität zu erhalten.

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